Der fantastische Held heutiger Literatur unterscheidet sich von dem vergangener Zeiten vor allem durch seine Macht.
(Bild Erstellt mit Midjourney)
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Er ist ein Magier, oft ebenso ein Krieger, von so überwältigender Zauberkraft, daß im Zweifel die Rettung der Welt von seiner persönlichen Macht abhängt.
Was diese persönliche Macht ist, ist im zweiten Band von Patrick Rothfuss’s Königsmörder Trilogie Gegenstand einer Diskussion zwischen dem Hauptcharakter, dem angehenden Zauberer Kvothe und dem Fürsten Lerand Alveron. Ihr Dialog ist deshalb faszinierend, weil Rothfuss damit die Romanfiguren über die Grundlagen ihres eigenen Genres reflektieren lässt.
Sie streiten über die Frage, was besser sei, Macht über die man durch die Fähigkeiten seines eigenen Körpers und Geistes verfügt, oder solche die man aufgrund seiner Position gegenüber anderen Menschen hat. Kvothe vertritt die Ansicht, daß die Macht aufgrund persönlicher Fähigkeiten, die bessere wäre. Schließlich könne einem die niemand wegnehmen. Alveron hingegen verweist auf seinen prachtvollen Garten, in dem er selbst nie auch nur einen Spatenstich getan hat. Und zu dem dennoch er, keiner der Gärtner, beglückwünscht wird.
Das absonderlichste an dieser Debatte ist, daß sie überhaupt stattfindet. Sie ist nur in einer fantastischen Welt voller mächtiger Magie überhaupt denkbar. Denn in unserer echten Welt ist Macht immer gesellschaftliche Macht. Persönliche Macht geht nicht über die Fähigkeit hinaus, jemandem auf der Straße ins Gesicht zu schlagen. Alle relevante Macht ist gesellschaftlich verliehen. Das steht hinter Aristoteles Einordnung des Menschen als Zoon Politikon. Der Mensch außerhalb der Gesellschaft ist entweder Tier oder Gott.
Beide, Tiere wie Götter erhalten sich tatsächlich durch ihre eigene Macht, seien dies die Zähne des Löwen oder die Blitze des Zeus. Die Menschen hingegen haben Macht nur durch die Gesellschaft. Verliehen als Amt und Würde, oder in ihrer verflüssigten, handelbaren Form: Dem Geld. Selbst bei äußerster Auslegung von „Macht durch persönliche Eigenschaften“ sind es eben die Eigenschaften wie Charisma, politisches Geschick, oder Kenntnis der Märkte, die einem Menschen Macht verleihen. Wie stark er auch ist, die Kraft, die aus seinem eigenen Körper kommt, ist gegenüber der Gewalt von Staat und Gesellschaft, völlig bedeutungslos.
Magie, die es einigen Wenigen ermöglicht, eine Macht, die der der Könige Konkurrenz macht, mit den eigenen Fingerspitzen zu dirigieren, ist eine Eigenart des modernen phantastischen Romans.
Es ist ein Phänomen des letzten halben Jahrhunderts. Bei Tolkien ist das noch nicht zu finden. Gandalf kann den freien Völkern Mittelerdes Hoffnung und Rat geben, doch es ist nicht seine Zauberkraft, die Sauron am Ende in die Knie zwingt.
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