Leser dieses Blogs dürften inzwischen mitbekommen haben, daß ich ein ziemlicher Fan des Warhammer 40.000 Universums bin.
(https://en.wikipedia.org/wiki/Pin-up_model#/media/File:Nose_art_on_the_B-25J_Take-off_Time.JPG)
Nicht, daß ich eine einzige Miniatur mein Eigen nennen würde. Zum Bemalen habe ich weder Zeit noch Talent und Games Workshop verlangt Preise für sein Plastik, die selbst unter eingefleischten Tabletopenthusiasten als Raub gelten. Wenn ich mir mal eine zulegen sollte, um sie mir auf den Schreibtisch zu stellen, dann wäre es Inquisitor Eisenhorn, doch zu dem kommen wir später.
Auch das 41. Jahrtausend wird nicht vom Kulturkampf verschont, sehr zum Ärger des Herstellers, der ein Science Fiction Universum verkaufen muß, in dem alle rechtsextrem sind weil es aus einer Zeit stammt, die politisch weit weniger polarisiert war und in dem es auch für Linke in Ordnung war, ihre Menschlichkeit wenigstens in der Phantasie auszuleben.
Die lautstärkste Forderung der Wokehammer-Fraktion ist seit eh und je diejenige nach weiblichen Space Marines. Die Space Marines, oder Astartes, genetisch veränderte Superkrieger des Gottimperators der Menschheit, waren von Anfang an das Gesicht des Warhammer 40.000 Universums. Daher die Forderung nach Geschlechterparität in dieser prestigeträchtigen Position, die Games Workshop auch nie durch die Sororitas zufrieden stellen konnte, die genauso Servorüstungen und Boltgewehre tragen, ansonsten aber verdächtig danach aussehen, als hätte ein Spielentwickler hier seinem Latexnonnenfetisch freien Lauf gelassen.
Es versteht sich von selbst, daß es in der einschlägigen Internetblase seit Jahren hitzige Diskussionen gibt, die ungefähr genau so verlaufen, wie man es sich vorstellt, nur dümmer. Was Wokehammer so von sich gibt, kann sich jeder denken. Seine Würze, die Würze einer vollen Flasche Maggi, erhält der Disput dadurch, daß die Gegenseite in einer Zeitkapsel lebt, in welcher der Rechtslibertarismus eines Sargon von Akkad aus dem Jahr 2015 überlebt hat. Nicht sehr erhebend das Ganze.
Ein handelsüblicher Nebenschauplatz der großen woken Kulturrevolution, stäche Warhammer 40.000 aus der heutigen Populärkultur nicht durch seine einzigartige Symbolik und die Darstellung archetypischer Figuren hervor. Es hat seinen Grund, daß Games Workshop bis heute dem Druck widerstanden, und keine weiblichen Astartes herausgegeben hat, wo andere, gerade bei einem solchen Nerdprodukt, inzwischen bei nicht binären Supersoldaten angekommen wäre.
Es kann keine weiblichen Astartes geben. Nicht, weil in irgendeinem Hintergrundbuch aus den 80ern geschrieben steht, daß die fiktiven genetischen und chirurgischen Modifikationen, die diese fiktiven Krieger erschaffen, nur bei einem Mann greifen, sondern deshalb, weil der Astartes ein bestimmtes, von allem Weiblichen gereinigtes, männliches Ideal repräsentieren. Ein Astartes ist nicht bloß groß und muskelbepackt. Ein Astartes ist eine Pflichtmaschine. Er lebt und stirbt für den Imperator und das Imperium.
Er hat weder Weib noch Kind, sein ganzes Leben verbringt er in der Gemeinschaft der Schlachtenbrüder seines Ordens. Der Astartes repräsentiert den Archetyp eines Mannes, der für seine Ideale und seine Mission lebt. Solange unsere Spezies existiert, wird dieser Archetyp im Widerspruch zu einem anderen männlichen Archetypen stehen, dem des Liebhabers, Ehemannes und Vaters.
In einigen wenigen der besten Momente gelingt es Warhammer 40.000 diesen Gegensatz darzustellen. In dem Roman „Helsreach“, von Aaron Dembski-Bowden, zu dem ein Fanprojekt einen Animationsfilm erstellt hat, der weit über dem heutigen Durchschnitt professioneller Filmproduktionen steht, durchleben zwei Männer die Belagerung der namensgebenden Makropole Helsreach, auf dem Planeten Armageddon. Der eine ist Reclusiarch Merek Grimaldus, Ordenspriester der Astartes vom Orden der Black Templar. Der andere ist Andrej Valatok, ein Soldat der Stahllegion von Armageddon.
Grimaldus will eigentlich nicht in Helsreach sein, sondern mit dem Rest seines Ordens kämpfen. Beständig plagen ihn Vorahnungen von einem sinnlosen Tod auf diesem Nebenkriegsschauplatz. Der größte Teil der Handlung erzählt, wie Grimaldus sich dazu durchringt, seine Pflichterfüllung über das Bedürfnis nach persönlichem Ruhm zu stellen. Als sein Schatten begegnet ihm von Anfang bis Ende immer wieder Andrej. Für Andrej ist der Imperator auf seinem goldenen Thron zu Terra weit weg. Er kämpft nicht für die abstrakten Ideale eines Imperiums, sondern für seine Heimatwelt und seine Makropolstadt. Ruhm und Ehre will auch er erringen, aber nicht um dem Ideal eines Kriegers nachzueifern, sondern um ein Mädchen zu beeindrucken, welches er nach dem Krieg zu heiraten gedenkt.
Gerade in dem Animationsfilm von Richard Boylan ist wunderbar dargestellt, wie Grimaldus Schwierigkeiten hat, das überhaupt zu verstehen.
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